Frage zur Wärmebeständigkeit vom Pleuel

Hier kommt alles rein zur 175er, Corsaro etc. pp.

Moderator: Werner Wilhelmi

andyman
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Frage zur Wärmebeständigkeit vom Pleuel

Beitrag von andyman »

Hallo!
Ich muss die Kolbenbolzenlagerbuchse im Pleuel an der Settebello erneuern. Ich habe sie letzenendes nur durch einschneiden herausbekommen. Erwärmen hat nichts gebracht da sich ja logischerweise (jetzt***g***) die Buchse mehr ausdehnt als das Pleuel. Wieviel Hitze hält ein Pleuel aus ohne die Festigkeit zu verlieren. Ich habe mit einer Heißluftpistole mit der schwächsten Stufe, sollen 300Grad sein, gleichmäßig gewärmt. Ein Wassertropfen verdampfte aber ein Tropfen Motoröl nicht.
Kann mir jemand versichern dass das Pleuel keine Festigkeit eingebüßt hat?
Wie heiß wird das Pleuelauge im Betrieb?
Vielen Dank. :wink: :wink:
lg

Andy (Morini 175 Settebello Replika)
Siggi
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Beitrag von Siggi »

Hallo Andyman,
bei hier üblichen Stählen ist bis ca. 450°C keine bleibende Änderung der mechanischen Eigenschaften zu erwarten. Lediglich bei sehr harten Stählen kann ab 200°C ein leichter Härteabfall auftreten.
Gruß
Siggi, MPA Stuttgart
heandl
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Beitrag von heandl »

Hallo Andy,

soweit ich mich mit Wärmebehandlung von Stahl auskenne hat Siggi recht.
Außerdem waren meine Pleuel, wenn sie poliert waren immer mit satten Anlaufverfahren versehen, wenn ich sie wieder ausgebaut habe, auch das hat Ihnen nicht geschadet.

Viele Grüße

Andi
andyman
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Beitrag von andyman »

Also keine Panik, Gott sei Dank. Anlauffarben zeigt es garkeine und bei 450Grad müsste das Öl ja schlagartig verdampfen, hat es aber nicht getan. :wink:
lg

Andy (Morini 175 Settebello Replika)
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Andy,

die Oberseite eines 500erpleuels habe ich eben mal mit einer Anlassfarbtabelle verglichen: Violett bis Dunkelblau = 280 bis 290° C.

Mehr, als ich dachte... :?

Sicher laufen aber die Pleuel unter Heronbrennräumen heisser als bei Dir. Trotzdem: Die Anlassfarbtabelle fängt bei 200° C an. Daher vermute ich, dass Du deshalb bei Dir keine Farben siehst, weil die Oberfläche nicht poliert ist und die Schmiedehaut die Farberkennung verhindert.

Gruß, Stefan Bigalke
andyman
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Beitrag von andyman »

Hallo Stefan!
Und was heißt das jetzt? 200Grad kommt mir ehrlich gesagt etwas wenig vor, das Pleuelauge ist doch direkt unterm Kolbenboden.
Muss ich mir jetzt doch sorgen machen? Ich könnte ja dort schauen wo die Buchse drin war.
lg

Andy (Morini 175 Settebello Replika)
Grufti
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Beitrag von Grufti »

Andy, mach dir lieber Sorge um sowas. Pleuel von Iris VfV Motobi 175
Dier Riss läuft um den Pleuelkopf bis auf die andere Seite. Ausgehend von einem Schmiedefehler unter dem Pleuelauge. Zufällig entdeckt bei einer Kontrolle des Hubzapfenlagers.
Bild

Bild
Hartmut
Wer nicht bastelt, hat schon verloren.
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

andyman hat geschrieben:Hallo Stefan!
Und was heißt das jetzt? 200Grad kommt mir ehrlich gesagt etwas wenig vor, das Pleuelauge ist doch direkt unterm Kolbenboden.
Muss ich mir jetzt doch sorgen machen? Ich könnte ja dort schauen wo die Buchse drin war.
Hallo Andy,

nein, mache Dir keine Sorgen!
Ich wollte mit meinem Beitrag dazu beitragen, die Betriebstemperatur herauszufinden. Ich schätze 260...275°C bei Dir.
Die Gefahr für Pleuel lauert, genau wie Hartmut schreibt, an anderer Stelle.
Manchmal sind Morinipleuel der siebziger Jahre (von anderen Morinis weiß ich eh nichts ;-) ) zu heiß geschmiedet worden und haben schon von den Temperatursprüngen beim Gesenkschmieden Mikrorisse.
Bekannte von mir haben mal ein gerissenes Pleuel von Profis analysieren lassen.
Um so mehr scheint also der Tip mit der Pleuelpolitur nützlich zu sein!
Wer ganz sicher gehen will, kann das Pleuel ja noch entfetten und mit einfachen Verfahren nach kleinen Rissen suchen. (Zahnpastamatsche und UV-Lampe ist besonders günstig oder man besorgt sich rotes und weißes Risserkennungsspray)
Die Betriebstemperaturen selbst scheinen für das Pleuel völlig unkritisch zu sein. Wenn man da oben kühlt, dann tut man das, um dem Kolben zu helfen!
So ist das auch hier bei dem Pleuel geschehen, das ich an die Anlassfarbtabelle gehalten habe. Weil das Pleuel sowieso hin war, habe ich an dem Pleuel Versuche gemacht wie man es der Länge nach mit einem 1,5 mm Bohrer duchbohren kann. Das ist nicht einfach, weil der Bohrer nicht seitlich auswandern darf. Und das etwas mehr als 100 mm.
Mein Ziel war es nämlich, das Pleuel selbst als Ölsteigkanal zu verwenden und damit die Kolbentemperaturen zu senken. Ich erhoffte mir einen größeren Wärmefluss vom Kolben in den ölgekühlten Kolbenbolzen.
Wenn Euch interessiert, kann ich ja dieses Pleuel mal fotografieren...

Gruß, Stefan Bigalke
corsarino
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Beitrag von corsarino »

Jaa!

Stell mal ein Bild von dem Pleuel ein, ich will sehen wo der Bohrer rausgekommen ist :twisted:

Bestimmt nicht da wo du wolltest... :wink:

Gruß, Andreas
Bild
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Andreas,

Bild

Leider etwas unscharf...

Aber doch weiter, als man erwartet hat :wink:

Die Erkenntnis dieses Versuches lautet: Von zwei Seiten bohren. Dann gehts.

Gruß, Stefan Bigalke
Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

nochmal in scharf:
Bild

Gruß, Stefan Bigalke
andyman
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Beitrag von andyman »

Alles klar, Danke!
Bin gerade dabei Kipphebellagerbuchsen sowie die Buchse für den Kolbenbolzen selbst auf der Drehbank aus hochwertiger Lagerbronze zu fertigen.
Wenn die fertig sind gehts ans zusammenbauen. Ich werde dann mal den Brennraum im OT mit Öl auslitern damit ich mal genau weiß welche Verdichtung der Bursche hat. Habe da eine einfache Methode im Buch motorradrestaurierung von Jürgen Nöll gelesen.

mfG
lg

Andy (Morini 175 Settebello Replika)
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