Abgerissener Stehbolzen

Hier kann z.B. die Diskussion Corsaro 1200 vs. Tremezzo vorgesetzt werden.....
Sir1
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Abgerissener Stehbolzen

Beitrag von Sir1 »

Meine diesjährige Tour war doch nicht ohne Probleme. Auf den letzen paar hundert Kilometer habe ich Kraft verloren und beim Beschleunigen hörte ich ein Dröhnen. Zuerst dachte ich, ich täusche mich - man wird ja ein bisschen Taub nach 5-600 km - dann, dass der Ansaugstutzen los gegangen wäre, und dann hier zuhause, dass der Kopf vielleicht sich gelöst hatte. Habe ich schon mal gehabt und die Symptome waren ungefähr gleich, aber doch ein bisschen anders.
Heute habe ich dann endlich ordentlich nachgecheckt und entdeckt habe ich einen abgerissenen Stehbolzen.
Habe ich zum ersten Mal gesehen.

Zuerst versuchte ich ihn mit einem Körner auszudrehen. Saß aber viel zu fest. Dann aufgebohrt - da war gerade noch Platz für den Akkubohrer - erst mit 4 mm, dann mit 6 mm und endlich ist es mir dann gelungen ihn auszudrehen. Im Kurbelgehäuse habe ich einen laufenden Staubsauger reingesteckt gehabt und dann mit einem Tuch alles abgedeckt.
Neuer Stehbolzen rein und alles zusammengebaut. Alles wieder gut!

Habe keine Ahnung wie es passieren konnte. Habe immer alle Bolzen mit korrektem Drehmoment angezogen - Vielleicht hat ein Vorgänger es ein bisschen übertrieben?

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Werner Wilhelmi
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Beitrag von Werner Wilhelmi »

Hallo Soren,

bei mir ist mal einer oben unterhalb der Mutter abgerissen, Ursache auch unbekannt. Die Mutter hatte ich nicht lange davor mit richtigem Drehmoment angezogen und dabei nichts auffälliges bemerkt.

Gruß
Werner
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Stefan Bigalke
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Beitrag von Stefan Bigalke »

Hallo Sören,

so eine schwingende Belastung strapaziert die elastischste Stelle schon erheblich. Die Stehbolzen haben ja auch mehrere Verbesserungen, besonders bei den 500er Modellen, erfahren. Dabei scheint es darum gegangen zu sein, elastische Bereiche zu schaffen, die nicht so bruchgefährdst sind, wie der erste Gewindegang.
Vielleicht sind scharfkantige Gewindegänge (hergestellt durch Schneiden - Rollen war noch nicht gebräuchlich) genauso an der Schadensursache beteiligt, wie mögliche Überlastung.
Man schiebt die Schuld ja immer gerne auf den Vorbesitzer, aber mal ehrlich: Wer würde bei Ölundichtigkeiten am Zylinder fern der Heimat nicht "mal eben schnell" die beiden zugänglichen Stehbolzenmuttern nachziehen?
Dazu kommt noch, dass man bei den beiden vorderen Stehbolzen bei trockener Montage (die liegen ja außerhalb der Ventiltriebkammen) ein Torsionsmoment in den Bolzen einbringt bzw beläßt.
Außerdem habe ich schon krumme Stehbolzen (Montageschwierigkeiten beim Vorbesitzer?) vorgefunden und auch schon selbst eingebaut. Warum? Wenn man "frei Hand" eine Gewindebuchse montiert, dann darf man nicht erwarten, dass der Bolzen perfekt parallel zu seinen Nachbarbolzen steht.

Auf jeden Fall finde ich bemerkenswert, dass Du einen Leistungsverlust und andere Geräusche wahrgenommen hast. Ich hätte mit einer stark undichten Kopfdichtung gerechnet.
Der erste Prototyp der 3 1/2 hatte übrigens auch nur drei Stehbolzen. Wäre das so geblieben, so könnten wir unsere Köpfe demontieren, ohne die Kipphebel heraus zu nehmen.

Gruß, Stefan Bigalke
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Sir1
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Beitrag von Sir1 »

Torsion könnte eventuell eine der Ursachen sein. Obwohl man ja einiges entgegenkommt, indem man die Muttern erst "überzieht", löst und dann mit korrektem Drehmoment anzieht. Mache ich grundsätzlich jedes Mal - auch wenn ich die Dichtungen nicht wechsle.
Bruchstelle ist genau über dem Gehäusegewinde. Bruchbild sieht nach Kerbwirkung aus.
Oberes Gewinde ist gerollt, unteres geschnitten.

Die Symptome waren subtil, aber dennoch merkbar. Bei den letzten paar Startvorgänge gab es sogar Knallen beim Ankicken, aber bevor das, war mir schon klar, dass da was faul war. Hatte wie erwähnt auf einem losen Kopf getippt. Nur kam keine zischende Geräuse, wie ich es früher erlebt habe, aber das Dröhnen (mit gleichzeitigem Kraftverlust) bei Belastung lies daraufhin schliessen, dass die Verbrennung irgendwie "entweichen" konnte. Dachte auch kurz an einem losen Krümmermutter, aber das Geräusch war doch viel anders.
An der Kopfdichtung konnte man deutlich sehen, wie die Verbrennung versucht hatte nach aussen zu dringen. Auch unten konnte man sehen, wie das Öl sich vordrängelte. Hat auch ein ganz bisschen gesabbert.

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Grufti
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Beitrag von Grufti »

Die unterschiedliche Längenausdehnung von Alu-Zylinder und Stahl-Zugschrauben kann auch noch eine Rolle spielen. Bei rund 150 Grad Celsius wächst der Zylinder um etwa 0,5mm, der Stehbolzen nur 0,25mm. Der Zug und die Pressung erhöht sich entsprechend, der Stahl sollte die kleine Differenz elastisch ausgleichen. Wenn der Bolzen ermüded, wird er bei der nächsten Montage natürlich wieder auf den Sollwert vorgespannt. Das kann mehrfach gutgehen, bis eines Tages die Bruchgrenze erreicht wird.
Aber welcher Morinischrauber misst schon die exakte Länge der Zugschrauben?
Ich auch nicht :roll:
Hartmut
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norbert
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Beitrag von norbert »

Bei Roci habe ich mich jahrelang mit einer Scharte in der Dichtfläche des hinteren Ventildeckels auseinandergesetzt. Sie rührte daher, dass der Vorbesitzer des Motors einen Stehbolzen durch eine recht schlichte Gewindestange ersetzt hatte. Diese war aber zu lang, und paßte nicht unter den Kipphebelblock. Also nahm er erine Puksäge und ... verhunzte die Dichtfläche :cry:

Sören, das tut mir leid, aber du hast den Stummel ja schon raus und man muß sich keine weiteren Sorgen über den Motor machen :?
Mir ist mal auf der Anfahrt zum Ostsee-Italo-Treffen (Gott spreche es seelig!) eine Stößelstange genau auf Höhe des Beginns der unteren Stahlkappe weggebrochen. Wir hatten Riesenspaß mit nem guten halben Dutzend Fischköppe Das kleine Reststück der Alustange, das noch in dem Endstück verblieben war, ist auf abenteuerliche Weise in den verölten Tassenstoßel gelangt, und da war nicht 1 mm Luft. Alles hinten natürlich, wie gehabt :lol: Hat vielleicht einer ein Foto von Didis Gynekologenbesteck, das er gebastelt hat? So ein Foto hätte ich gern :wink: offensichtlich hatte ich keine Kamera dabei.
Na jedenfalls sieht das Bruchbild zumindest der Stangen (aus dem Bild vom Kurbelgehäuse werde ich nicht schlau) ziemlich ähnlich aus. Ich hielt das irgendwie für´n Ermüdungsbruch, u.U. initiiert dadurch, das die Alustange sich in der Passung bewegte :roll: Jedenfalls ist das Teil genauso stumpf an der Stelle abgebrochen, an der es aus seiner Führung kommt, und hatte eine ähnliche Bruchstruktur (schlecht zu sehen auf dem Foto, ich weiß)

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