Moin,
nachdem die Köpfe wieder zusammen sind, machen wir uns an den Motor, reinigen die Dichtflächen der Motorhälften und setzen die Kurbelwelle ein. Das Getriebe wird komplett eingesetzt, also beide Wellen gleichzeitig. Die Ausgangswelle hat am unteren Ende eine Anlaufscheibe - nicht vergessen !
Anschließend werden die Führungsstangen mit den Schaltgabeln eingesetzt, allerdings zunächst seitlich außerhalb der Endposition damit die Schaltwelle noch reingeht. Die Schaltgabeln sind alle identisch, ich setze trotzdem jede wieder an ihren alten Platz.
Abschließend kommt die Schaltwelle rein und eigentlich passen die Noppen der Schaltgabeln nur in einer Position in die Schaltwelle.
Ölverbindungsstopfen nicht vergessen:
Bevor ich die Dichtfläche mit Dichtmittel einschmiere übe ich erst einmal das problemlose Aufsetzen des linken Motorgehäuses. Immerhin müssen einige Wellen ihre Lagerung in dem Deckel finden und das klappt nicht unbedingt beim 1. Mal. Sobald sicher ist, dass das Motorgehäuse gut aufzusetzen ist, wird auf die Dichtfläche einseitig Dichtmittel aufgetragen.
Ich habe wieder Hylomar verwendet, weil ich beim ersten Motor damit gute Erfahrungen gemacht habe. Im Netz liest man eine Menge kritischer Kommentare zu Hylomar und ich würde es nicht verwenden, wenn größere Unebenheiten zu überbrücken sind. Außerdem lösen sich die Hylomarbobbel innen wohl ab und landen im Öl bzw. Ölsieb, es empfiehlt sich also eine Nachkontrolle und Reinigung des Siebes.
Überschüssiges Dichtmaterial lässt sich jedenfalls prima entfernen. Die Dichtflächen müssen allerdings sehr eben, sauber und fettfrei sein und Hylomar muss einige Minuten ablüften.
Nach dem Aufsetzen des linken Motorgehäuses drehe ich in alle möglichen Bohrungen Schrauben rein um sicherzustellen, dass auch alle Bereiche ausreichend Anpressdruck haben. Im Bereich der Zylinderfüße könnte dies die Ursache für das öfters beobachtete Dichtigkeitsproblem zu sein, denn hier wird der Anpressdruck vorwiegend erst über die Schrauben der Aluplatte ausgeübt, die jedoch erst nach Montage der Steuerketten eingesetzt wird. Ich montiere also jetzt bereits alle Schrauben, teilweise werden dabei Distanzhülsen/Unterlegscheiben erforderlich und löse einige davon später zur Montage der linken Steuerkette.
Es kam die Frage auf, ob denn die Wellen des Getriebes vor dem Zusammenbau der Motorhälften nicht ausdistanziert werden müssen. Nun, ich wüßte nicht, wo da etwas ausdistanziert werden könnte. Jedenfalls nicht an der Kurbelwelle und für die Getriebewellen gibt es im ET-katalog auch keine unterschiedlichen Distanzscheiben. Vor dem Zerlegen des Motors habe ich das Axialspiel der Kurbelwelle und der Getriebeausgangswelle gemessen: beide 0,25 mm.
Nach dem Zusammenbau war das Spiel nur minimal größer, ist für mich i.O.
Im nächsten Schritt geht es an die Montage der Zyl-Büchsen und Kolben, dazu braucht man etwas Ruhe und Zeit.
Zunächst werden die Kolben von unten in die Büchsen eingeführt, dabei auf die richtige Einbaulage achten, der Pfeil auf dem Kolben zeigt Richtung Auslass, also entgegengesetzt zur Nut der Büchse. Es ist etwas Gefummel, bis die Kolbenringe und der Ölabstreifring in die Büchse gleiten, deshalb vermeide ich es beim Ausbau möglichst, den Kolben überhaupt aus der Büchse zu nehmen. Lt. WHB sollen die Ringe 120 Grad versetzt eingeführt werden. Die Büchse war außen verdreckt, wurde gereinigt
und bis auf Höhe des O-Ringes eingefettet, damit sie schön gleitet und den O-Ring nicht verdreht oder herauszieht. Der O-Ring muss zwingend ersetzt werden, die alten sind normalerweise sicht- und spürbar verformt. Ich verzichte auf die Morini Originalringe und verwende jetzt erstmalig diese Standard Viton / FKM80 O-Ringe:
https://www.diehr-rabenstein.de/shop/de ... braun.html
Beim Vergleich mit einem alten Original-Ring fällt auf, dass dieser etwas größer/länger ist. Kann daran liegen, dass er gedehnt wurde, die neuen 116x3 dürften aber ruhig etwas strammer sitzen. Vor dem Einsetzen des Ringes wird die Nut auf Gummireste hin kontrolliert.
Die eingeölten Kolbenbolzen sollten ohne übermäßigen Kraftaufwand in den Kolben einzusetzen sein, Pleuelauge ebenfalls einölen. Dann Pleuel eines Zylinders in OT bringen, den Motor auf die Seite legen und Zyl-Büchse mit Kolben soweit einschieben, bis die Bolzenöffnungen mit dem Pleuelkopf fluchtet.
Bei eingebautem oder senkrecht stehendem Motor ist das deutlich anspruchsvoller, da das Pleuel entweder nach vorn oder hinten kippt und dann durch das Kolbenfenster positioniert werden muss. Beim liegenden Motor ist das Einschieben der Kolbenbolzen dagegen problemlos.
Das anschließende Einsetzen des neuen Kolbenclips hat mich beim ersten Mal eine Menge Nerven gekostet. Das Wichtigste zuerst: Der Clip sollte über einen reißfesten Bindfaden gesichert werden, denn er kann leicht nach unten in den Kurbelraum oder weiter ins Getriebe fallen.
Gegen das normale Einsetzen mit einer Zange hat sich dieser Clip bisher immer erfolgreich zur Wehr gesetzt. Er hat ordentlich Spannung, deshalb mache ich das mittlerweile folgendermaßen:
Das gebogende Ende des Clips muss lt. WHB in der unteren Bohrung sitzen, also lege ich ihn dort ein.
Im Bereich 12 - 1 Uhr setze ich einen Schraubendreher, damit der Clip nicht wegspringen kann. In die zweite Bohrung setze ich einen zweiten kleineren Uhrmacherschraubendreher und hebel den Clip damit ein.
Ist eine Sache von wenigen Sekunden. Beim ersten Mal habe ich nach 45 Min Rumwurschteln mit der Zange an einem eingebauten Motor in der dunklen Garage fast die Krise gekriegt.
Anschließend wird der korrekte Sitz des O-Ringes noch einmal durch das Kolbenfenster geprüft, dann wird die Büchse bis zur roten Markierung mit der Hand reingedrückt.
Wenn das klappt, wurde der Ring nicht herausgedrückt und die letzten 2 cm bis zur grünen Markierung lassen sich mit leichten, kreuzweisen Hammerschlägen über ein Vierkantholz einfach eintreiben.
Die Nut der Büchse sollten man vorher gut auf den Stift im Block ausrichten. Die Büchsenposition kann mit leichten Schlägen in die Nut noch etwas korrigiert werden, dabei ist darauf zu achten, dass die Dichtfläche der Büchse nicht gestaucht wird.
Anschließend werde ich das Schaltwerk montieren und kontrollieren, ob sich das Getriebe einwandfrei schalten lässt, denn jetzt lässt sich der Motor noch mit überschaubarem Aufwand wieder öffnen.
Gruß
Ebi